Körperwelten im „Anatomischen Theater“

Die Frühe Neuzeit war auch eine wichtige Epoche für die Anatomie. Durch das Sezieren von Leichen oder Tierkadavern konnten große Anatomen wie Albrecht von Haller in Deutschland, Marie-Francois-Yavier Bishat in Frankreich oder John Hunter in Schottland im wahrsten Sinne „in den Menschen hineinsehen“. Nicolaes Tulp, ein niederländischer Chirurg und einer der bekanntesten Ärzte des 17. Jahrhunderts veröffentlichte im Jahr 1641 sein Werk Observationeum medicarum libris tres (Medizinische Beobachtungen). Er schrieb es bewusst auf Latein, um das Volk von pseudomedizinischen Versuchen abzuhalten. Das von Zeitgenossen „Buch der Ungeheuer“ genannte Werk schildert detailliert 231 seiner beobachteten Fälle von Leiden und Tod, unter anderem von sezierten Tieren aus den holländischen Kolonien.

In großen Hörsälen, den sogenannten „Anatomischen Theatern“, konnten Studenten und Schaulustige die Sezierung von Menschen und Tieren „live“ beobachten. Für das lesende Publikum erschienen faszinierend bebilderte Anatomieatlanten, um die Hauptfunktion einzelner Organe zu erklären. Über Nerven und Drüsen war noch wenig bekannt. Doch Muskeln widmete Krünitz lange Artikel und zeigte seine Faszination: „Was wir aber an den Muskeln ganz vorzüglich bewundern müssen, das ist ihre große Sensibilität, welche darin bestehet, daß sie in gesunden Tagen bey jedem gelinden Reize, den ihnen unsere Lebensgeister entweder mit, oder ohne unsern Willen, ertheilen, augenblicklich anschwellen, das heißt, an ihren fleischigen Theilen sogleich merklich dicker werden, als sie sonst sind.“

Anatomie und Kunst

Künstler arbeiteten oft eng mit Anatomen zusammen, um den menschlichen Körper mit Muskeln, Herz, Blut- und Lymphgefäßen in ihren Modellen realitätsnah zu gestalten. Der österreichische Kaiser Joseph II. gab nach einem Besuch in Florenz 1786 Modelle aus Wachs an Anatomen wie Felice Fontana oder Paolo Mascagni in Auftrag, die noch heute in Wien zu bestaunen sind. Die Studien nehmen lebendige Posen ein, die an Rubens oder Raffael erinnern. Der zeitgenössische Künstler und Plastinator Gunther von Hagens wird sich für seine umstrittene Anatomie-Ausstellung „Körperwelten“ daran inspiriert haben.

Gondolieri als Claqueure in der Oper

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Barocke Oper

Der Siegeszug der barocken Oper in Europa begann im 17. Jahrhundert in Italien und endete um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Jahr 1637 wurde in Venedig das erste kommerzielle Opernhaus eröffnet und bis 1678 gab es neun Theater, in denen insgesamt 150 Opern gegeben wurden. Die Erfindung der variablen Bühne ermöglichte häufige Szenenwechsel. Mit Maschineneffekten wurden Illusionen geschaffen, sodass Globen über die Bühne schwebten oder künstliche Tiere eingebaut werden konnten. In ganz Europa feierte man das Bezaubernde der französischen und das Pathetische der italienischen Oper.

Doch die mythologischen Stoffe der frühen Opern wurden verdrängt durch Themen des Alltags mit komplexen Handlungssträngen. Verschwörungen und Revolten, Liebesszenen und komische Intermezzi unterhielten das Publikum besser als das Heroentheater, die Verherrlichung von Fürstentreue, Großmut und Tapferkeit. Auch in der Musik war die von der Aufklärung propagierte Freiheit des Herzens angekommen.

Opern und Singspiele für das Volk

Populär wurden komische Gattungen wie die italienische opera buffa. Komische Intermezzi, die vorher ein Schattendasein als Pausenfüller zwischen den Akten führten, verselbstständigten sich zu abendfüllenden komischen Opern, die im ländlichen oder bürgerlichen Milieu spielten, und die dem Ideal der Natürlichkeit im Sinne Rousseaus entsprachen. Die Musik orientierte sich mehr an der Handlung, Dialoge und Ensembles ersetzten Solo-Arien.

Im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen trafen sich im 18. Jahrhundert in den prunkvollen Sälen nicht mehr nur die Nobili, sondern auch einfache Bürger und auswärtige Besucher. Unter anderen wurden Gondolieri als Claqueure bezahlt, mussten das Operngeschehen also gut verstehen. Die „Rieurs“ lachten an vorgegebenen Stellen „spontan“, die „Pleureurs“ schluchzten während rührender Szenen und die „Tapageurs“ sollten euphorisch applaudieren.

Deutsche und österreichische Musiker komponierten statt italienischen Opern deutschsprachige Singspiele mit eingängigen Melodien und gesprochenen Zwischentexten. Hier hießen die Helden nicht Daphne, Orpheus oder Kallisto, sondern Lottchen, Hänsgen oder Sophie. Einer der bedeutendsten Opernkomponisten der Vorklassik, Christoph von Gluck (1714-1787), zog es an die Mailänder Oper. Seine opere serie und tragédies lyriques konnten Bewohner mehrerer europäischer Städte, die kein Opernhaus besaßen, in mobilen Opern erleben. Sesshaft wurde er 1754 als Kapellmeister in Wien.

Portrait von Farinelli
Corrado Ciaquinto, Portrait von Farinelli, ca. 1755

Ab den 1780er Jahren führten die Wiener Klassiker Josef Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven deutsche, italienische und französische Stilarten zusammen und werteten die Instrumentalmusik zur autonomen Kunst auf. Diese großen Künstler beherrschten sämtliche Musikarten und Kompositionsweisen.

Ruhm und Elend der Kastratensänger

Nicht vergessen sollte man jedoch die vielleicht dunkelste Seite der schillernden Musikwelt: das Geschäft mit Kastratensängern. Tausende Jungen wurden vor der Geschlechtsreife kastriert, um die Sopran- oder Altstimme zu erhalten. Die grausame Tradition stammte aus katholischen Kirchenchören: Waisenkinder wurden im Verborgenen illegal operiert, um den guten Klang des Chores zu gewährleisten – denn nur ein schöner Chor brachte hohe Spenden!

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es eine wahre Kastrationswelle: In der Hoffnung auf Ruhm und Reichtum verkauften arme Eltern in Italien ihre Jungen für ein Trinkgeld an Eunuchenhändler. Aufgrund der unhygienischen Eingriffe starben viele Kinder, und die Überlebenden litten ein Leben lang an physischen und psychischen Spätfolgen. Erfolgreiche Kastratensänger genossen dagegen ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren Sänger wie Farinelli (1705-1782) oder Senesino (1686-1758) hoch bezahlte Stars der Opern und der Höfe.

Warum verschwand der Harlekin von der Bühne?

Um das Theater in Deutschland war es im 18. Jahrhundert schlecht bestellt. Schauspieler verdienten ihren Lebensunterhalt in fahrenden Theatergruppen, die Dorfplätze mit kurzweiligen Stücken auf bunt zusammengesetzten Bühnenvorlagen füllten. Es wurde mehr improvisiert als zitiert, hohe Tragödien wurden zur Unterhaltung des ungebildeten Volkes mit komischen Zwischenspielen und stereotypen Figuren verwässert.

Karel Dujardin, Commedia dell' arte, 1657
Karel Dujardin, Commedia dell‘ arte, 1657

Es gab den Liebhaber, den Lüstling, die schlaue Tochter, den alten Vater und den Harlekin. Den bildungshungrigen Bürger interessierten die Laienstücke der Wandertruppen nicht, sie erwarteten anspruchsvolle Unterhaltung in einem gehobenen Ambiente. Doch erst zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Wien, Mannheim, Berlin und München Nationaltheater errichtet.

Das aufklärerische Theater von Gottsched und Neuber

In seiner „Critischen Dichtkunst“ forderte der Leipziger Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched bereits 1730 neue theoretische Leitkategorien für eine systematische Erneuerung des deutschen Dramas. Bürger sollten emanzipiert und Fürsten zu aufgeklärten Herrschern erzogen werden – und zwar nicht mit Stegreifspielen und Witzen, sondern mit fundierten, vom Geist der Aufklärung erhellten Dialogen und Handlungen.

Eine bedeutende Figur der aus der Mode gekommenen italienischen Commedia dell’arte, der Arlecchino, war Gottsched ein Dorn im Auge. Seine Streiche und Obszönitäten störten den geregelten Ablauf eines Theaterstückes mit moralischer Aussage. Als Fantasiefigur konnte er außerdem keine aufklärerischen Ideale transportieren. Um die Vertreibung des klassischen Harlekin aus dem aufklärerischen Theater zu symbolisieren, wurde im Jahr 1737 unter der Leitung der Schauspielerin und Ensemble-Leiterin Friederike Caroline Neuber eine Puppe auf der Bühne verbrannt.

Giovanni Michele Graneri, Teatro Regio in Turin, ca. 1752
Giovanni Michele Graneri, Teatro Regio in Turin, ca. 1752

Mit Neuber entwickelte Gottsched eine theoretische Theaterreform, die sie in Dramen praktisch umsetzte. Im Jahr 1727 erhielt die Neuberin das sächsische Hofprivileg, in Leipzig ein Theater zu errichten und gründete ihre „Neuber’sche Komödiantengesellschaft“. Sie bildete Schauspieler künstlerisch aus und zahlte feste Gehälter, was maßgeblich zur Anerkennung des Berufsstandes beitrug. Bis heute gilt Caroline Neuber als Begründerin des modernen Schauspiels und als Wegbereiterin des literarischen Theaters in Deutschland.

Gottscheds Theorie zog aber auch Kritik auf sich, da er die Ständeklausel weiter befolgen wollte. Gemäß dieser Klausel gab es nur ein adliges Trauerspiel und ein bürgerliches Lustspiel. Nur der Adel durfte in tragischen Figuren dargestellt werden, für den Bürger blieb die Komödie, seine Probleme und Schwächen wurden ausgelacht, da ihm nach Ansicht des Adels die Fähigkeit zum tragischen Erleben fehlte.

Bürger als tragische Helden

Als Gotthold Ephraim Lessing 1767 als Theaterdichter nach Hamburg berufen wurde, propagierte er mit Stücken wie „Emilia Galotti“ oder „Miss Sara Sampson“ das Gegenteil. Der Zuschauer sollte sich als Mensch mit dem Protagonisten identifizieren können – unabhängig von seiner gesellschaftlichen Position. Der Held sollte nicht immer ein Adliger sein, auch ein Bürger durfte nun im Mittelpunkt stehen: Aus Tragödien wurden bürgerliche Trauerspiele mit tragischem Ende. Beliebter waren jedoch „Rührstücke“ mit glücklichem Ausgang, die das Erfahren von sinnlicher Liebe im empfindsamen Schauspiel und das Streben nach gesellschaftlicher Emanzipation mit moralisch-erzieherischer Wirkungsabsicht hervorhoben.

Vorbilder für das deutsche Theater jener Zeit waren französische Tragödien von Corneille, Racine und Voltaire sowie Komödien von Molière, Beaumarchais oder Marivaux. Beaumarchais‘ Erfolgskomödie „Der tolle Tag oder die Hochzeit des Figaro“ (1785) spiegelt die Konfrontation der drei Klassen – Adel, Geistlichkeit, Bourgeoisie – wider und stellt das Ancien Régime durch die Adelskritik in Frage.

Dem Choleriker läuft die Galle über: Aderlass als Allheilmittel

Während Mediziner ihren Patienten heutzutage bei Untersuchungen nur geringe Mengen an Blut abnehmen, brauchten die Bader vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit für den Aderlass bis zu einem Liter. Die Methode basiert auf der bis ins frühe 19. Jahrhundert

James Gillray: Der Aderlass (um 1805)
James Gillray: Der Aderlass (um 1805)

anerkannten Viersäftelehre (Humoralpathologie).  Danach besteht jeder Körper aus vier Säften und erkrankt, wenn diese aus dem Gleichgewicht geraten (Dyskrasie). Jedem der Säfte wurde ein Organ zugeordnet, das die Substanz speichern, umwandeln oder erzeugen könne.

Zu den Säften Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle wurden die Elemente Luft, Wasser, Feuer und Erde sowie die vier Jahreszeiten  hinzugenommen. Mit den Grundqualitäten warm, trocken, kalt und feucht ergaben sich daraus verschiedene Zuordnungsmöglichkeiten.  Eine gute Mischung der Körpersäfte wollten Bader durch zusätzliche Behandlungen erzielen: Schröpfen, Erbrechen herbeiführen, Abführen oder Schwitzen.

Bestimmt das Blut den menschlichen Charakter?

Die Viersäftelehre geht zurück auf Hippokrates von Kós, den berühmtesten Arzt des Altertums und Begründer der Medizin als Wissenschaft im 5. Jahrhundert v. Chr. 700 Jahre später nahm der Römer Galenus von Pergamon, der das medizinische Wissen seiner Zeit in über 400 Schriften systematisch zusammengestellt hat, die Lehre wieder auf. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war sie als Krankheitskonzept allgemein anerkannt. Erst der französische Mediziner Pierre Charles Alexandre Louis (1787-1872) bewies, dass der Aderlass in vielen Fällen nutzlos und schädlich war.

Galenus unterschied vier „Haupttemperamente“ und ordnete ihnen verschiedene Körperflüssigkeiten zu. Sanguiniker (Blut): heiterer Mensch, Choleriker (gelbe Galle): aufbrausender Mensch, Melancholiker (schwarze Galle): in sich gekehrter Mensch, Phlegmatiker (Schleim): sehr ruhiger Mensch. Mit diesem Prinzip schien die Analyse einfach und in Krünitz‘ Enzyklopädie werden die Typen ausführlich beschrieben, z. B. der Choleriker als „zornmüthiger Mensch“, dem „die Galle überläuft“ (bis heute sprichwörtlich gebraucht).

Charakterstudien in Johann Krünitz‘ Enzyklopädie

Hippocrates-Büste von J. G. de Lint
Hippocrates-Büste von J. G. de Lint

Die Charakterstudie des Sanguinikers ist aus heutiger Sicht besonders interessant. Er habe „ein munteres reizbares Temperament“ das „von einer guten Dosis Blut herrührt“. Seine Nervenfasern seien „zart und etwas schlaff gespannt“, in den Adern „wälzt sich eine Menge Blut, welches nicht wenige Eisentheile enthält.“ Sein Temperament habe den „Charakter der lustigen, sorglosen Jugend“, er sei aber „in seinen Unternehmungen flüchtig, unstet und veränderlich“ und liebe „Vergnügungen jeder Art, besonders die den Sinnen schmeicheln“.

Der Sanguiniker schließe schnell Freundschaften, weil „sein Herz von Natur gut ist und gegen Niemand Mißtrauen hegt“. Auch für seine Arbeitsmoral sollte das Blut verantwortlich sein: „Arbeiten, welche mit Beschwerlichkeiten und der Anstrengung des Geistes und der Muskeln verbunden sind, werden ihm lästig. Er verspricht viel und leistet wenig.“ Krünitz beschrieb ihn als naiven Taugenichts: „Die Zukunft macht ihm keine Sorgen; nur der gegenwärtige Tag beschäftiget ihn im Genusse des Wonnegefühls.“ Sein Verstand sei „mittelmäßig“, doch sein Witz „glänzend und treffend“.  Krünitz machte es sich mit dieser Methode sehr einfach. Doch die individuellen Charaktere durch ihr Blut zu definieren, scheint uns heute absurd.

Sprachen im neuzeitlichen Europa

Jahrhundertelang beherrschte Latein als europäische Gelehrten- und Theologensprache sämtliche Druckwerke im deutschsprachigen Raum. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich jedoch in vielen Bereichen Französisch durch.

Gruppenbild 4 adlige Kinder, wahrscheinlich aus Deutschland
Vier adlige Kinder, 18. Jahrhundert, wahrscheinlich aus Deutschland

Die Kultur Frankreichs war in den deutschen Territorien allgegenwärtig und hoch angesehen. Nicht nur Fürsten, Adlige und Gelehrte sprachen Französisch. Ambitionierte Bürger stellten muttersprachliche Gouvernanten ein, damit ihre Kinder die „Sprache der Gebildeten“ erlernten. Friedrich II. von Preußen sprach dagegen nicht einmal innerhalb seiner eigenen Familie Deutsch und verspottete 1780 in seiner Schrift „Über die deutsche Literatur“ hochrangige deutsche Schriftsteller. Er selbst parlierte, korrespondierte und publizierte in Französisch. 

Die „Richtigkeit der Sprache“

Es ist sowohl dem patriotischen Selbstbehauptungswillen deutscher Gelehrter und Literaten wie Johann Christoph Gottsched als auch dem zunehmenden Interesse nicht-frankophiler Bürger zu verdanken, dass die Sprache Goethes sich emanzipieren konnte. Ein Wegbereiter für die Einführung des Deutschen anstelle von Latein in akademischen Vorlesungen war Christian Thomasius, der bereits 1694 in seiner „Einleitung zu der Vernunfft-Lehre“ erklärte, dass das Deutsche ein größeres Publikum erreichen könne und für Vorlesungen ebenso geeignet sei wie das Gelehrtenlatein.

Johann Christoph Gottsched
Johann Christoph Gottsched
(1700-1766)

In Universitätsstädten gab es seit 1720 Gesellschaften zur Sprachenpflege. In der Satzung der in Leipzig ansässigen „Deutschen Gesellschaft“ hieß es: „Man soll sich allezeit der Reinigkeit und Richtigkeit der Sprache befleissigen“ und Provinzial-Redensarten vermeiden, „so daß man weder Schlesisch noch Meißnisch, weder Fränkisch noch Niedersächsisch, sondern rein Hochdeutsch schreibe; so wie man es in ganz Deutschland verstehen kann.“

Englisch als Handelssprache

Die Einbeziehung englischer Kultur setzte relativ spät ein. Sie ging von Hafenstädten wie Hamburg und Kopenhagen aus, da hier der Seehandel florierte. Englisch prägte eher die Kommunikation zwischen Händlern als zwischen Gelehrten. In der Literatur machte die Sprache seit der Übersetzung bürgerlicher Trauerspiele und empfindsamer Romane dem Französischen Konkurrenz. Das Italienische lernten Gebildete auf ihren Reisen oder im Studium. Andere Nationalsprachen wie slawische oder skandinavische waren außerhalb ihrer Sprachgebiete kaum bekannt.

Eine Sondersituation gab es in Dänemark: Seit dem 14. Jahrhundert emigrierte deutscher, protestantischer Adel und dominierte im 18. Jahrhundert  zunehmend das kulturelle und das Alltagsleben in Kopenhagen. Sowohl im Königshaus und unter hohen Beamten als auch unter Handwerkern und kleinen Händlern herrschte Deutsch als Verkehrssprache. Im Heer war es die Kommando-, in Kanzleien die Geschäftssprache, bis 1772 Dänisch offiziell zur Staatssprache erklärt wurde.