Blogger schenken Lesefreude

Zum Welttag des Buches nehme ich an der Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ teil – mit meinen Blogs diewortjongleurin.wordpress.com und seotexterin-muenchen.de.

Als Autorin habe ich zwei eigene Bücher verlost und gratuliere den Gewinnern per Mail.

Reisen in der Frühen Neuzeit

„Der Weg ist das Ziel“, sagen Reisende heute gern, die sich in ihre ICE-Komfortsessel fallen lassen und ihr Gepäck sicher einschließen. Mit „Eisenbahn“ war Anfang des 19. Jahrhunderts jedoch ein eiserner Fahrweg gemeint, auf dem jahrzehntelang die „Pferdebahn“ gezogen wurde. Erst 1831 wurde die erste Bahnlinie mit Dampfbetrieb auf dem europäischen Kontinent eingeweiht: die Bahnstrecke Saint-Étienne-Lyon in Frankreich.

Reise_„Die erste Eisenbahn (Linz-Budweis) auf dem Kontinent, gezeichnet von A. Krúzner“, Bild der Pferdeeisenbahn Linz-Budweis
Die erste Pferdeeisenbahn (Linz-Budweis) in Europa; gez. von A. Krúzner“

Für Reisende in der Frühen Neuzeit war das Vorankommen in Postkutschen, auf unbefestigten Fahrstraßen, Reitwegen und Fußsteigen, zeitaufwändig und anstrengend. Sechs bis acht Personen saßen dicht an dicht. Sie durften jeweils nur einen Reisesack mit Wäschestücken umsonst mitnehmen, das „Felleisen“. Dabei war die Fahrt an sich nicht billig: Man zahlte einen Gulden pro Postmeile (ca. 7,5 Kilometer), für einfache Bürger ein kleines Vermögen. Zudem rechneten Postillione oft willkürlich ab.

Als vorrangiger Zweck einer freiwilligen Reise galt die Festigung des Charakters sowie die sorgfältige Erkundung von „Schönheiten und Merkwürdigkeiten“. Die „Reiseklugheit“ gewinne man durch ein vorsichtiges Benehmen gegenüber seinen Gastgebern an den unterschiedlichen Orten und einer „geschickten Anwendung der erlangten Kenntnisse, wenn man wieder zu Hause ist.“ Dies galt insbesondere für die Kavalierreise oder „Grand Tour“ durch Mitteleuropa, Italien und Spanien. Sie galt als obligatorische Reise von europäischen Adelssprossen, später auch von jungen Männern des gehobenen Bürgertums.

Überfall auf Postkutsche
Überfall auf eine Postkutsche

Postkutschen eroberten ab Mitte des 17. Jahrhunderts ganz Europa. Sie wurden für kurze Strecken sogar in Amerika, Indien und im Vorderen Orient eingesetzt. Die Spitznamen „Ackerkarren“ oder „Knochenknacker“ beschrieben den „Komfort“: Postkutschen ähnelten um 1800 alten Rollwagen, besaßen oft weder Türen noch Fenster. Und man kam nicht schnell voran. Während ein Wanderer 25 bis 40 Kilometer an einem Tag zurücklegen konnte, schaffte die Postkutsche nur ca. 37 Kilometer.

Bei Reisebekanntschaften war Vorsicht geboten, die Angst fuhr mit. Nicht umsonst lautete ein populäres Sprichwort: „Fern von Haus ist nahe bei Schaden.“ Man stieg nur bei einer zwingenden Notwendigkeit in das rumpelnde Gefährt, z. B. für Geschäftsreisen. Zeitgenössische Reiseliteratur riet gar zur Mitnahme einer Pistole und zu grundsätzlichem Misstrauen gegenüber Fremden. Besonders gefürchtet waren große Banden, die gezielt Kutschen überfielen.

Unbekannten oder Fußgängern die man unterwegs antrifft, auf seinem Wagen, aus unvorsichtiger Gutmütigkeit, einen Platz einzuräumen, ist das beste Mittel, beraubt oder ermordet zu werden.

Unterwegs im Knochenknacker auf Höllenpfaden

Feste Dienstfahrpläne gab es nicht, die erschöpften Pferde mussten an Wechselstationen ausgetauscht werden, wodurch lange Wartezeiten entstanden. Außerdem stellten Zollbeamte sämtlicher Fürsten-, Ritter- und Bistümer die Geduld der Passagiere auf die Probe. Die Grafschaften und Herzogtümer hatten verschiedene Wagenspuren, die beim Grenzübertritt durch den Austausch der Achsen vergrößert oder verkleinert werden mussten. Die Fahrgäste waren unerfahrenen Kutschern ausgeliefert, jeder Achsenbruch führte zur Katastrophe. Postillione orientierten sich mehr schlecht als recht an Meilenscheiben, ähnlich den heutigen Entfernungstabellen, an unpräzisen Landkarten und rudimentär ausgeschilderten Verkehrswegen.

Luxuriöse Kutschen wurden nur von Adligen und wohlhabenden Bürgern zur Selbstdarstellung genutzt. Die kleinen Schlösser auf Rädern konnten aber noch so schön von Kunstschreinern, Goldschmieden und Bortenmachern aus edlen Hölzern und Metallen angefertigt und mit Leder, Samt und Seide ausgekleidet worden sein – auch sie waren auf die von Schlaglöchern durchsetzten „Teufelswege“ und „Höllenpfade“ angewiesen. Es wurden sogar extra Diener engagiert, die vorliefen und vor Gefahren auf den miserablen Wegen warnten.

Schiffbare Flüsse und Ströme stellten willkommene, alternative Verkehrsadern dar. Schifffahrten waren nicht nur wesentlich günstiger und bequemer, sondern auch zuverlässiger. Hier musste man keinen Radbruch fürchten, sich nicht ins Ungewisse stürzen. Die Fahrgäste ließen sich treiben, z. B. stromabwärts auf Ober- und Niederrhein auf einem „Marktschiff“. Krünitz empfahl vor allem die „reizvolle Reise auf dem Rheine von Mannheim über Mainz, Koblenz, Köln und Düsseldorf“. Umständlich war allerdings das Treideln bei umgekehrten Flussläufen. Entlang der Ufer lagen Treidelpfade auf erhöhten Dämmen, Pferde- oder Ochsengespanne zogen die Boote stromaufwärts.

Für welches Transportmittel sich Reisende des 18. und frühen 19. Jahrhunderts auch entschieden – sie mussten mit viel größeren Unwägbarkeiten, Umwegen und Gefahren rechnen als Touristen und Geschäftsreisende des 21. Jahrhunderts.

Skriblerwuth und Werther-Fieber in der Aufklärungsepoche

Das Lesen sah die Oberschicht lange als ihr Privileg an. Die Spätaufklärer bemühten sich zwar um eine allgemeine Lektüre-Fähigkeit im Sinne der Volksbelehrung, unterhalten durfte Literatur jedoch nicht. Allgemein zugängliche Schriftwerke sollten Anregungen zur Verbesserung von Sittlichkeit und Geschmack geben, doch die sogenannte „Modelektüre“ lehnten Kritiker aufgrund von fehlender Realistik ab. Es wurde insbesondere vor empfindsamen, wunderbaren, schauervollen Geschichten und Ritterromanen gewarnt.

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Vorlesung aus Goethes „Werther“, von Wilhelm Amberg, 1870

Diskussionen über das Risiko, bei „exzessivem Medienkonsum“ die Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren, gibt es nicht erst seit der Verbreitung der Neuen Medien. Im Jahr 1774 brach nach dem Erscheinen von Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ eine hitzige Debatte aus über die Gefährdung der Jugend durch „schöne Literatur“. Im allgemeinen „Werther-Fieber“ wurde der Rechtspraktikant Werther zur Kultfigur hochstilisiert, seine Kleidung – Weste, blauer Frack mit Messingknöpfen und runder Filzhut – kopiert. Es kam sogar vor, dass sich junge Leser das Leben nahmen – in Nachahmung des aufgrund einer unerfüllten Liebe unglücklichen Protagonisten. 

Weiterbilden statt Schmökern!

Gelehrte befürchteten, dass Bücher nur noch verschlungen, konsumiert, das Gelesene aber nicht mehr reflektiert würde. So verlöre Lesen den eigentlichen Sinn der Kultur- und Bildungsvermittlung und diene nur noch als trivialer Zeitvertreib. Es lenke die Leser ab von der ordentlichen Bewältigung ihres mühsamen, aber zur Sicherung der ökonomischen Existenz überlebenswichtigen Alltags.

Besonders „Frauenzimmer“ sah man gefährdet – sie sollten nicht lesen, sondern ihren häuslichen Pflichten nachgehen. Doch manche wagten sogar, selbstständig Texte zu verfassen oder zu übersetzen. Sie schrieben Romane, Dramen oder Reiseliteratur (z. B. Lady Montaigu), Benimmbücher, theologische Werke oder politische Traktate: Genres, die Gelehrte nicht als vollwertig ansahen.

Lektüre: Vom Gelehrtenprivileg zur Chance für Bildungshungrige

Was manche Spätaufklärer verkannten, waren die Vorteile der Literatur. Der Roman diente als Instrument, um neue Ideen unter gewöhnliche Leser zu bringen, um nützliche Informationen über eine fiktive Geschichte unterhaltsam zu vermitteln. Auch Handwerker und Gesellen interessierten sich zunehmend für das geschriebene Wort und eigneten sich auf diesem Weg theoretische Fachkenntnisse an. Produkte aus den Bereichen Literatur, Musik und Kunst waren Ende des 18. Jahrhunderts kein Vorrecht der Wohlhabenden mehr, denn Bücher und Zeitungen, Musiknoten oder Reproduktionen von Gemälden gehörten zum wachsenden Markt an Konsumgütern.

 es scheint aber, daß Leserey mehr auf bloß unterhaltende, Lectüre aber mehr auf nützliche Sachen seine Beziehung hat – Krünitz

Eine große Rolle spielte in diesem Zusammenhang auch das „Skriblerwuth“: Autoren erkannten ihr Marktpotential und reagierten auf die „Vielleserei“ mit „Vielschreiberei“. Die Nachfrage an populären Romanen konnten die Verleger zu jener Zeit kaum decken. Literatur wurde zum blühenden Geschäft, die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt verdoppelten ihre Ausstellungsflächen, und es erschien eine Flut von Neuerscheinungen: Waren es 1764 noch 5000, zählte man 1800 in Deutschland schon über 12000. In Frankreich und im britischen Nordamerika war die Entwicklung ähnlich, denn hier verdrängten die Landessprachen oft das traditionelle Latein.

Von Geldkatzen und Arbeitsbeuteln

Taschen werden heutzutage oft als Sammelobjekt für Frauen angesehen, die weniger nützlich als modisch sein müssen. Das Bayerische Nationalmuseum in München präsentierte in seiner Ausstellung „Taschen. Eine europäische Kulturgeschichte vom 16. bis 21. Jahrhundert“ eine breite Palette von Modellen der letzten Jahrhunderte, die wichtigen Zwecken dienten.

In der Frühen Neuzeit waren Taschen gerade für Männer von großer Bedeutung. Krünitz zählt mehr als drei Dutzend Modelle auf, darunter die Tabakstasche, Wagentasche oder die Gaukeltasche für Taschenspieler. Kurfürst Maximilian I. von Bayern trug im Gelände eine kunstvoll bestickte Jägertasche am Gürtel. Brieftaschen boten Fächer „mit mehreren Tafeln Pergament zum Notiren verschiedener Gegenstände, die sowohl im Geschäftsleben, als auch auf Reisen etc. vorkommen“.

Da im Heiligen Römischen Reich jedes Territorium eigene Währungen, Münz- und Maßeinheiten besaß, fertigten Täschner spezielle Modelle für Kaufmänner an. Das Bayerische Nationalmuseum ist besonders stolz auf einen 400 Jahre alten, voluminösen Lederbeutel, der an Riemen oder Ketten um den Bauch gebunden wurde. Er ist ausgestattet mit mehreren Zugbeuteln für verschiedene Münzen.

Wer viel reiste, trug einen Geldstrumpf oder eine „Geldkatze“ dicht am Körper. Krünitz erklärte „Landleute, Schlächter und andre Leute, welche viel Geld auf Reisen bey sich führen müssen, schütten in dergleichen Beutel ihr Geld, und spannen ihn, wie einen Gürtel, um den Leib.“ Von Tirol bis in die Steiermark trugen insbesondere Bauern und Handwerker in den Jahren 1700 bis 1850 einen ledernen Ranzen, das „Reisebündel eines Wanderers zu Fuß“.

Doch nicht alle Taschen waren notwendig. Einem verführerischen Zweck dienten kleine Beutel mit duftendem Inhalt, die galante Männer ihren Verlobten als Liebesgabe schenkten. Fromme Kirchengänger trugen gerne samtene Gebetbuchtaschen an Posamentenkordeln in den Gottesdienst. Blumenkörbe, Rosen und Schleifen aus Seidentaft, Seidenklöppelspitze und -bändchen schmückten seit Ende des 17. Jahrhunderts sogenannte Arbeitsbeutel der Hausfrauen. Die flachen Zugtaschen aus Leinengewebe hielten Utensilien für Handarbeiten jederzeit bereit. Und im Rokoko verbargen Frauen aller Schichten ihre Habseligkeiten geschickt in flachen Beuteln unter den weiten Röcken.

In den höheren Schichten  avancierten Frauentaschen zu kostbaren Luxusgegenständen. Besonders raffiniert war die Sablétechnik: Winzige, sandkornkleine Glasperlen wurden auf hauchdünne Seidenfäden aufgefädelt und durch Fadenschlingen verbunden. Die Technik wurde auch für Parfumflakons, Bucheinbände oder Damenpantoffeln, für Börsen und Brieftaschen genutzt. 

Von „Frauenzimmern“ und Enzyklopädisten

Wie der Enzyklopädist Johann Georg Krünitz in der Frühen Neuzeit Frauen beschrieb und definierte, ist im Nachhinein amüsant zu lesen, daher führe ich hier viele Originalzitate an. Den Band 14 seiner insgesamt 242 Bände umfassenden Oeconomischen Encyclopädie publizierte er im Jahr 1778.  Er ging der Frage nach, „ob die Natur dem Frauenzimmer eben so viel Stärke des Leibes und der Seele ertheilt habe, als dem männlichen Geschlechte?“, und welche „Freyheit der Frauenzimmer in Ansehung der männlichen Gesellschaft“ zukommen solle.

„Man laße sie sich also aus dem engen Zirkel herausreißen“

Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern vertrat er relativ liberale Positionen. Er traute ihnen viel zu: „Man laße sie wie Männer arbeiten, und sie werden Stärke genug finden, die Herrschaft der Welt mit ihnen zu theilen.“ Fast gewinnt man den Eindruck, hier vertrete er moderne Ansichten und sei seiner Zeit weit voraus: „Dennoch sind sie eben so fähig, wie die Manns=Personen zu denken und zu handeln; aber sie müßten ihren gewöhnlichen leeren Beschäftigungen und Zeitvertreiben entsagen, ihren Verstand üben, und sich zu ernsthaften Arbeiten geschickt machen. Man laße sie sich also aus dem engen Zirkel herausreißen, in welchem man sie bisher eingeschlossen gehalten, und sich nicht vor dem Lächerlichen fürchten, womit sie neidische Frauen, oder Männer, welche ihre Verdienste nicht einsehen können, so gern demüthigen wollten.“

Frauen als „Zierde und Vergnügen der Gesellschaft“

Bei allem Respekt sollten Männer aber als „wahre unumschränkte Herren“ die Oberhand behalten, denn zum weiblichen Verstand könne „nichts Männliches und Großes Zugang erhalten, das viel Größe und Stärke des Geistes erfordert“. Die Rolle der Frau war also doch klar: „Sie nehmen also nur den zweyten Rang ein, und sind zufrieden, daß sie die Zierde und das Vergnügen der Gesellschaft ausmachen.“ Krünitz sorgte sich hingegen tatsächlich um die Zukunft der Männer. Er befürchtete, die „Leidenschaften der Mannspersonen“ seien „durch den Umgang mit dem Frauenzimmer ausgerottet oder wenigstens gemildert worden“, ihre „anderen Seelenkräfte“ seien durch den Umgang mit ihnen „zärtlicher, sanfter, und, mit Einem Worte, menschlicher geworden“. Würde „der männliche Character von seinem Eigenthümlichen nicht zu viel verlieren? Sollten große und wichtige Geschäfte durch die Begierde, so viel Zeit als möglich, bey der schönen Hälfte des menschlichen Geschlechts zu zubringen, nicht eine merkliche Vernachläßigung erleiden?“ Der Enzyklopädist scheute ein persönliches Fazit: „Ich getraue mir nicht, diese Fragen vollkommen zu entscheiden.“

Die Frauen „ziehen und regieren“

Im frühen 18. Jahrhundert spielten Frauen eine wichtige Rolle im Familienleben, es gab keine Trennung von Hausarbeit und Erwerbstätigkeit. Frauen kümmerten sich um ökonomische Belange und packten im Betrieb und auf Feldern als kompetente „Gehülfinnen“ mit an. Sie verkauften eigene Ware, zum Beispiel als Korsett-, Band- oder Handschuhmacherinnen. Nicht umsonst warben junge Handwerker um reiche Meistertöchter oder Witwen erfolgreicher Unternehmer. Man erwartete, dass die Handwerksfrau sich „in den Kram und in das Handwerk ihres Mannes zu schicken wisse, und entweder einiges mit arbeite, oder doch die Ware geschickt und mit Nutzen verkaufen lerne.“ Sie sollte „gelehrig, etwas gesprächig, klug und witzig“ sein, unterrichtet im Rechnen und Schreiben – und vermögend! – sein.“ Das Dilemma war hierbei, dass „die wenigsten Männer die seltene Klugheit besitzen, eine Frau erst zu ziehen, die sich nicht selbst zieht, und sie zu regieren, die sich nicht leicht will regieren laßen.“ Was also tun? „Wie ein Handwerksmann eine solche Frau klüglich erlangen könne, das ist noch ein schwerer Punct.“

„Die zweite Hälfte des Menschengeschlechts“

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts forderten Aufklärer in zahlreichen pädagogischen Schriften eine spezifische weibliche Ausbildung, die auf praktische Vernunft zielte und die Frau auf ihre Funktion als fürsorgliche Gattin und Mutter reduzierte. Sozialpolitiker behaupteten, Eigenschaften wie Mütterlichkeit, Fürsorglichkeit, Einfühlsamkeit, Emotionalität und Sittsamkeit seien tief in der weiblichen Psyche verankert. Das Stichwort „Weib“ wurde 1856 von Carl Otto Hoffmann erarbeitet. Er reduzierte es auf die „zweite Hälfte des Menschengeschlechts, welches dazu bestimmt ist, durch das Gebären der Kinder nach erfolgter Zeugung durch die Begattung das Geschlecht der Menschen fortzupflanzen.“ Offensichtlich wird auch die Beschränkung auf Haus und Hof. „Weibliche Arbeiten“ umfasste als eigenständiger Eintrag Stricken, Nähen, Sticken, Tambouriren, Zuschneiden und Kleidermachen. Unter „Weiblichkeit“ findet man unter anderem die Definition „weibliche Schwachheit und Fehler“. Interessant ist auch der Begriff „Weiberlist: die dem weiblichen Geschlechte eigenthümliche Neigung zu einem listigen Verfahren und die Geschicklichkeit darin; sie ist begründet in der leichten Auffassungsgabe des weiblichen Geschlechts und wird befördert durch das Gefühl der Schwäche.“