Watt, Ampere, Ohm, Volta – heute benutzt man diese Begriffe selbstverständlich für elektrische Einheiten. Aber wer waren die Erfinder, nach denen die Einheiten benannt sind? Das 18. Jahrhundert war die große Epoche für grundlegende Erfindungen, insbesondere im Bereich Elektrizität und Mechanik. So wurde die europaweite Industrialisierung erst möglich.
Während die Geisteswissenschaftler sich mit theoretischen Traktaten über die Emanzipation der Gesellschaft beschäftigten oder astronomische Erkenntnisse erlangten, entwickelten Handwerker und Ingenieure mit Hilfe von Privatinvestoren neue Maschinen und Verfahren zur Güterproduktion und trugen damit wesentlich zum technischen Fortschritt bei, aber auch zur Verarmung von selbständigen Handwerkern. Waren Maschinen auch in der Anschaffung teuer, brachten sie den Großinvestoren doch im Endeffekt große Gewinne und zerstörten die Lebensgrundlage von kleinen Produktionsstätten.
Bahnbrechend: Die ersten Dampfmaschinen
Die erste Form einer Dampfmaschine – wohl die wichtigste technische Erneuerung der Epoche – erfand der englische Schmied Thomas Newcomen im Jahr 1712. James Watt, britischer Ingenieur und Erfinder, optimierte 1765 die erste Version für die Wasserförderung in Bergwerken. Durch die Einführung eines vom Zylinder getrennten Kondensators schuf Watt die erste direkt wirkende Niederdruckdampfmaschine. Auch eine Kopierpresse – die Wattsche Presse – entwickelte er als Vorläufer moderner Kopiergeräte. In den 1780er Jahren optimierte er seine Dampfmaschine derart, dass sie als Antriebskraft in Textilbetrieben verwendet werden konnte.
Die boomende Textilindustrie in Europa ist das Verdienst mehrerer britischer Erfinder. Der Baumwollweber James Hargreaves mechanisierte 1767 das Handspinnrad und baute die erste Feinspinnmaschine, die „Spinning Jenny“. Ein verbessertes Modell, die Baumwollspinnmaschine mit Streckwalzen zur automatischen Garnzuführung, schuf der Industrielle Sir Richard Arkwright 1769. Er richtete 1771 eine große Spinnerei in Cromford ein und ließ Häuser, eine Schule sowie eine Kirche erbauen, um die Weber an sich zu binden. Selbständige Handwerker und Heimarbeiter wurden preislich unterboten und wurden zu Lohnarbeitern. Die Nachfrage nach Garn war so groß, dass Arkwright weitere Fabriken in Großbritannien und Schottland eröffnete. Und Spinnmaschinen wurden immer raffinierter: 1779 kam Samuel Cromptons ausgefeilte „Mule Jenny“ auf den Markt – sie bildete die Grundlage für die Herstellung von feinen Stoffen wie Musselin und damit für die Entwicklung der Textilgroßindustrie.
Schafe im Heißluftballon über Versaille
Während die genannten Erfindungen zunächst nur in Fachkreisen diskutiert und verwirklicht wurden, arbeiteten die Brüder Montgolfier in aller Öffentlichkeit: Als erste Menschen erfüllten sie sich den Traum vom Fliegen mit einem selbstgebauten Heißluftballon. Nach ersten öffentlichen Flügen mit der angeseilten, mittels von Wolle und Heu erhitzter Luft betriebenen „fliegenden Kugel“, lud der König Ludwig XVI. sie im Juni 1783 höchstpersönlich zu einer Demonstration nach Paris ein. Allerdings war man zunächst vorsichtig und setzte Tiere – eine Ente, ein Schaf und einen Hahn – ein, um zu sehen, ob sie überleben würden. Die Rhesusaffen Miss Baker und Able, die 1959 von den USA ins Weltall geschossen wurden und nach in 15 Minuten 2500 Kilometer geflogen sind, hatten also Vorgänger.
Die „Montgolfière“ (zu Deutsch: „Luftball“ und „Freiballon“) wurde erst fünf Monate später von Menschen bestiegen – sie legte in einer knappen halben Stunde etwa sieben Kilometer zurück. Die Montgolfiers waren der Ansicht, der Rauch sei das Auftriebsmittel, und bevorzugten daher stark qualmende Brennmaterialien. Zur selben Zeit trug der ungeduldige König dem Physiker Jacques Alexandre César Charles auf, ein ähnliches Luftgefährt zu bauen. Er entwickelte die „Charlière“, einen mit Wasserstoffgas angetriebenen Seidenballon, der im Dezember 1783 bei Paris in etwa drei Kilometer Höhe schwebte.