Die Bildenden Künste des 18. Jahrhunderts waren hauptsächlich vom Barock geprägt. Man unterscheidet zwischen Hochbarock (bis 1720) und Spätbarock oder Rokoko (bis 1770). Zwar gab es keine eigentliche aufklärerische Kunsttradition, das barocke Prunkhafte, das Galant-Gekünstelte des Rokoko und des Muschelstils nach Geschmack von Ludwig XV. wurde in Deutschland bald abgelehnt.
Der Rokoko-Stil mit seinen „frivolen Reizen“ wurde als privater Luxus angesehen und wich in der Mitte des 18. Jahrhunderts dem Ideal einer rationalen Schönheit, die ein breites Publikum erreicht, einerseits, und einem strengeren, bildhaften Klassizismus andererseits.
Die klassizistischen Formen zeigten sich besonders deutlich in neuen architektonischen Ideen von Stadtplanern und Baukünstlern. Der Architekt Friedrich Weinbrenner entwarf 1797 einen Umbauplan für Karlsruhe, der sich nicht mehr am fürstlichen Schloss orientierte. Der barocke Stil sollte beibehalten werden, Klarheit und Licht, Maß und Linie sollten die Kaiserstraße jedoch – im Sinne der Aufklärung – „vernünftiger“ strukturieren.
Künstlerisches Selbstbewusstsein
Der Beruf des Künstlers wandelte sich allmählich: Der „Genius“ gewann an Selbstwertgefühl und war überzeugt von der großen Bedeutung seiner Kunst für die Gesellschaft. Diese Entwicklung wurde auch durch wichtige kunsttheoretische Schriften begünstigt: Johann Joachim Winckelmann, Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der modernen Kunstwissenschaft, veröffentlichte 1764 die „Geschichte der Kunst des Altertums“ und 1765 „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“.
Der Künstler emanzipierte sich in seiner Berufsauffassung – weg von Aufträgen für hohe Herrschaften hin zum freien, selbstbestimmten Produzieren für den Kunstmarkt. Gleichzeitig änderten sich die Themen: An die Stelle von religiösen und mythologischen Motiven, Allegorien und Oberschicht-Porträts traten Abbildungen des alltäglichen Lebens und der harten Arbeitswelt in der aufkommenden Industriegesellschaft. Die Kehrseite der Medaille war das Risiko, keine Aufträge zu ergattern – so festigte sich das romantische Bild des verarmten Künstlers.
Die Kultur insgesamt wurde in jener Zeit „bürgerlich“, Geistlichkeit und Adel büßten an Einfluss ein. Herrscher mit aufgeklärter Gesinnung sahen diese Entwicklung nicht als negativ an und erkannten die Zeichen der Zeit: Erste Museen wurden gegründet, Privatsammlungen standen auch Besuchern der unterprivilegierten Schichten offen. Das Kasseler Fridericianum wurde 1769 als eines der ersten öffentlichen Museen in Europa vom hessischen Landgrafen gegründet. Es beherbergte antike Statuen, Kunstgegenstände sowie die fürstliche Bibliothek und ist noch heute weltberühmt – als Mittelpunkt der alle fünf Jahre stattfindenden Ausstellungsreihe documenta.
Vom Atelier auf die Porzellanvase: Frühes Merchandising
Im Jahr 1792 wurde auch das Pariser Louvre-Museum eröffnet. Zudem wuchs die Anzahl der Kunstakademien beständig: Um 1720 gab es in Europa lediglich 19 Institutionen, 1790 schon 100. Die 1768 gegründete Royal Academy of London wurde nicht nur von Künstlern, sondern gleichermaßen von Industriellen und Geschäftsleuten getragen.
Der Kunstmarkt fand seine Käuferschaft zunehmend in bürgerlichen Kreisen. Es gehörte zum eleganten Interieur, die Wände mit Kopien bekannter Gemälde zu zieren. Geschickt vermarktete die schweizerische Malerin Angelika Kauffmann ihre Kunst: Sie ließ ihre Bilder in Kupfer stechen und auf Gebrauchsgegenstände wie Fächer, Möbel, Vasen, Tabakdosen oder Porzellan reproduzieren. Diese Art der künstlerischen Arbeit war sehr lukrativ und brachte Kauffmann Millionen ein. Sie wurde 1807 mit großem Pomp in Rom begraben.