Mit Geistern gegen die Aufklärung: Geheimbünde im 18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert zeigte sich, dass auch (oder gerade?) in einer aufgeklärten Atmosphäre Platz für Geheimnisse ist. Während die Kirche in der Bevölkerung insgesamt an Rückhalt verlor, entstanden kleine Gruppen fanatischer Aktivisten. Nicht zuletzt die Langeweile des begüterten, nicht arbeitenden Adels begünstigte ein Verlangen nach nicht rational zu erklärenden Begebenheiten und geheimen Ritualen, bis hin zur Geisterbeschwörung und zum Wunderglauben. Quacksalber und Wunderdoktoren mit Elektrisiermaschinen stießen vielerorts auf ernsthaftes Interesse. Der deutsche Arzt und Philosoph Marcus Herz berichtete in der „Berliner Monatsschrift“ von einem Handwerker, dessen ominöse „Mondheilungen“ in höheren Bevölkerungsschichten besonders gefragt waren.

Symbol der Rosenkreuzer
Symbol der Rosenkreuzer

Viele Prominente der Zeit wie Diderot, Beaumarchais, La Fayette oder Danton in Frankreich, Washington und Franklin in den USA, Haydn und Mozart in Österreich sowie Goethe, Herder, Wieland und Lessing in deutschen Landen schlossen sich sogenannten Geheimgesellschaften an. Im Gegensatz zu dem teilweise öffentlich agierenden Bund der Freimaurer oder der harmlosen, 1738 von einem exklusiven Zirkel bürgerlicher oder neuadeliger Publizisten, Beamten und Theologen gegründeten Berliner Mittwochsgesellschaft, hielten sich Männerbünde wie die Illuminaten oder die Rosenkreuzer im Hintergrund. 

Alchemie und Magie der Rosenkreuzer

Die Rosenkreuzerbewegung trat erstmals im 17. Jahrhundert innerhalb des deutschen Protestantismus hervor und strebte nichts weniger an als eine Erneuerung von Kirche, Staat und Gesellschaft auf der Basis einer Harmonie von Naturwissenschaften und christlichem Glauben durch eine geheime Bruderschaft. Sie wirkte von Berlin aus und zählte zu ihren Mitgliedern eine Reihe Hochadeliger und bedeutende Politiker wie Friedrich Wilhelm II. und dessen Minister Wöllner. Einzelne Zirkel befassten sich mit Kabbala, Alchemie und Magie. Ihr Weltbild war eindeutig antiaufklärerisch geprägt: Sie wollten die Welt nicht durch Vernunft und Naturgesetze erklären, sondern mit unsichtbaren Geisterphänomenen.

Von Adam Weishaupt bis Dan Brown: Die Illuminaten

Der 1776 vom Ingolstädter Professor für praktische Philosophie und Kirchenrecht Adam Weishaupt gegründete Geheimbund der „Erleuchteten“ existierte von 1776 bis zu ihrem Verbot im Kurfürstentum Bayern. Weishaupt wollte durch Aufklärung und sittliche Verbesserung den Despotismus bzw. die Herrschaft von Menschen über Menschen überflüssig machen. Seine Ziele teilten zeitweise bis zu 2000 Mitglieder in 70 Reichsstädten. Zu den berühmtesten zählten Goethe, Herder, der Weimarer Herzog Carl August, Friedrich Nicolai, Adolph von Knigge sowie Friedrich Jacobi. Bis heute ranken sich Verschwörungstheorien um den Orden, 2009 verstärkt durch Dan Browns Roman „Illuminati“.

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Die Pyramide der Illuminaten

Ihr hochgestecktes Ziel, die intellektuelle und politische Elite der Gesellschaft zu bilden, erreichten die Illuminaten nie. Durch gegenseitige Bespitzelung und Geheimhaltung der Ordensziele zerstörte der Orden sich im Laufe der Zeit von innen. Denunziationen ehemaliger Mitglieder in Bayern zogen ab 1784 Hausdurchsuchungen bei aktiven Illuminaten nach sich, und Funde von Giftrezepten, Schriften über Selbstmord und Briefe, die Weishaupt diffamierten, läuteten das Ende des Geheimbundes ein. Ihm wurden außerdem umstürzlerische Aktivitäten gegen Fürsten und sogar die Auslösung der französischen Revolution vorgeworfen. Dabei beschränkten sich die Ordensaktivitäten hauptsächlich auf wissenschaftliche und sittliche Verbesserungsmaßnahmen. Versuche der Einmischung in die bayerische Politik waren die Ausnahme.